Unsere Südamerika-Reise 2010/2011
21. Bericht - 23. März 2011 Wir sind heute
in Punta del Este in der (offizieller Name) "Republica Oriental del
Rio Uruguay" am Rio de la Plata und Atlantik. Es regnet in Strömen
und gewittert, der Strandbesuch fällt wohl aus. Ausgerechnet hier, wo
doch die schönsten Sandstrände sein sollen. Bei der Ankunft gestern
haben wir sie gesehen und haben auch bei 32° C kurz angehalten. Der
Sand ist tatsächlich unübertroffen fein. Aber wir waren nur kurz, denn
wir wollten ja morgen, also heute.... aber siehe oben.
Uruguay erscheint uns sehr aufgeräumt
und infrastrukturell intakt. Sogar die (meisten) Bürgersteige in den
kleinen Orten sind befestigt. Favela-artige Siedlungen fallen nicht auf,
die Häuser machen den Eindruck, dass ihre Bewohner wohlhabend sind.
Wohl nicht ohne Grund wird Uruguay auch die "Schweiz"
Südamerikas genannt - wenn sich das auch mehr auf die Verschwiegenheit
der Banken als auf den Wohlstand der Bewohner zu beziehen vermag.
Aus El Palmar mit seinen Vizcachas haben
wir Abschied genommen. Es war sehr schön in dem Nationalpark mit den
vielen schlanken, hohen Palmen und den dichten Galeriewaldbeständen am
Rio Uruguay und den kleineren Nebengewässern. Das war die
ursprüngliche Landschaft am Rio Uruguay - davon ist heute nichts mehr
zu sehen. Weite Soja- und Sorghumfelder begleiten die Straße durch
Uruguay nach Südosten, dazwischen viel Weidefläche mit großen
Rinderbeständen. Was unterwegs besonders auffällt: Die vielen eher
schrottreifen, aber noch fahrenden Oldtimer. Leider sind sie doch noch
so schnell, dass sie dem Photoapparat davon fahren.... Maxi hat seine
Freude an den alten Autos, besonders wenn sie tatsächlich
auseinanderfallen und auf einem Schrottplatz abgestellt sind - denn sein
neues Berufsziel ist Schrotthändler, dann holt er sich den Schrott, an
dem wir jetzt vorbeigefahren sind.
Unsere Gruppe wird inzwischen immer
kleiner. Da einige Mitreisende mit dem Frachter nach Hause schippern und
noch gut drei Wochen bis zu seiner Abfahrt Zeit haben, verabschieden sie
sich nach und nach und steuern Ziele an, an denen sie noch bleiben
wollen. Buenos Aires bietet sich da nicht besonders an. Aber auch
für uns andere geht die Reisezeit zu Ende, und unsere Gedanken kreisen
um die Dinge, die wir im Koffer mit nach Hause nehmen und die wir im
Auto lassen - obwohl das Auto ja "leer" sein muss. Die
Erfahrungen auf der Hinreise lassen uns vorsichtig sein und gut
überlegen, wie wir den "Freibeutern" in den Häfen unterwegs
das Handwerk legen können. Wir haben es da relativ gut - der Durchgang
vom Fahrer- in den Wohnbereich ist in unserem "Hausauto"
ziemlich versperrt, aber die großen Wagen haben alle vorne Wendesitze
und sind zum Wohnbereich nicht abgesperrt - und viele wurden dann ja
auch eifrig ausgeräumt. Wehren kann man sich dagegen nicht, denn - wie
gesagt - die Autos müssen ja "leer" abgegeben werden. Wenn
wir das aber tatsächlich machen würden, bräuchten wir einen extra
Container.... Wie dem auch sei, heute in einer Woche sitzen wir im
Flugzeug.
Es wird Zeit, auch ein wenig Bilanz zu
ziehen. Neben allen landschaftlichen Schönheiten (Patagonien,
Feuerland, Gletscher, Anden, Wüste, Vulkane...) und Erlebnissen mit
Tieren (Wale, Pinguine, Seelöwen, Seevögel aller Art...) - es mag
überraschend sein, aber neu und eindrucksvoll für mich war die
eigentlich ziemlich profane, aber doch neue Erfahrung, dass es
unglaublich viel Mühe macht, dem Boden das abzuringen, was man zum
Leben braucht - Grundnahrungsmittel und Rohstoffe. Ich sehe immer noch
die Menschen im Altiplano, wie sie sich auf den steilen Hängen oder
engen Terrassen abmühen mit ihren Hacken und Ochsengespannen, den Boden
zu bearbeiten und ihm das abzuringen, wovon sie leben können. Oder die
heutigen oder wieder aufgegebenen Minen in der Atacama und in den Anden
- die umgegrabenen Salpeterfelder der Atacama in der glühenden
Wüstensonne sind da beredte Beispiele. Wir Dienstleistende sind wohl
ziemlich verwöhnt, und das Gerede vom "Der Strom kommt aus der
Steckdose" und "Das Brot kommt aus der Bäckerei" (oder
Maxi: "Das Geld kommt aus dem Automaten"...) u.a. gibt die
Grenze unseres Vorstellungsvermögens über die wahre Produktion und die
mit ihr verbundenen Schwierigkeiten wieder. Landwirtschaft mit den
modernen Großmaschinen erscheint da wie ein Kinderspiel. Auf den
Straßen begegnen uns zur Zeit viele Erntemaschinen - sie sind riesig
hoch und so breit, dass ein Auto vorneweg fahren und die
Entgegenkommenden warnen muss. Der Fahrer sitzt im Pilotensessel in der
klimatisierten Kabine oben mit Kühlschrank und hat nicht nur Funk- bzw.
Telefonverbindung, sondern oft auch die zum Satelliten.
Wir grüßen herzlich die Daheimgebliebenen!
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