Unsere Südamerika-Reise 2010/2011
11. Bericht - 9. Januar 2011 Heute sind wir in
der Bucht Bahía Inglésa bei Caldera, unmittelbar am Strand des
Pazifiks. Es ist 13.30 Uhr, und der morgendliche Küstenhochnebel hat
sich gerade aufgelöst. Die Sonne scheint vom blauen Himmel mit starker
Intensität - wir befinden uns auf 27° südlicher Breite, das
entspricht auf der Nordhalbkugel der Breitenlage von Teneriffa oder
Süd-Marokko oder Ägypten südlich von Kairo. Aber die Temperatur hier
beträgt jetzt nur 22,9° C, ganz anders, als wir es in der Zentralzone
erlebt haben. Schon in Copiapo, etwa 70 km landeinwärts in der
Zentralzone, wo wir gestern durchgefahren sind, zeigte das Thermometer
am Nachmittag 36° C an. Die durchaus erträgliche Temperatur ist eine
Folge des Humboldt- (Peru-) Stromes hier vor der Küste. Die Anzahl der
Badenden ist überschaubar (ganz anders als noch in La Serena) und Maxi
hat sich gerade wieder die lange Hose angezogen. An den vielen Pelikanen
zeigt sich der Fischreichtum des kalten Wassers. Sie schweben elegant
heran und sausen dann plötzlich pfeilartig nach unten, tauchen ein
(Haltungsnote 10,0) und machen ihre Beute im Wasser. Für die Menschen
ist der küstennahe Pazifik hier aber kein besonders reiches
Fischgewässer. Wir sehen kaum Fischerboote, große schon gar nicht. Die
Fahrten der vergangenen Tage waren voller neuer Eindrücke und
Erlebnisse. Zunächst haben wir die beiden argentinischen Nationalparks
Ischigualasto und Tampalaya befahren. In Ischigualasto wurden in den
mesozoischen Gesteinsschichten wunderbar erhaltene Fossilien von
Dinosauriern gefunden, die durch die Hebung der Anden gehoben und durch
die Erosion freigelegt wurden. In einem beeindruckenden Museum ist
ausgestellt, was hier präpariert werden konnte. In Tampalaya
bewunderten wir die Felsformationen, die der gleichnamige Rio in seinem
Cañon geschaffen hat. Weitgereiste unter uns stellten Vergleiche
mit dem Grand Canyon in den USA an, wobei der Cañon des Rio Tampalaya
sehr gut abschnitt... Es
folgte die zweite hohe Andenüberquerung nach Chile. In San José de Jáchal
(Argentinien) bogen
wir nach Westen ab. Die Nacht verbrachten wir zur Akklimatisation auf
3000 m Höhe vor der argentinischen Grenzstation, und am frühen Morgen
starteten wir Richtung Paso Aqua Nera, knapp 4800 m hoch. Die Temperatur
rutschte auf 0° C hinab, aber die Piste war frei von Schnee, nur einige
Tauwasserpfützen hatten dünne Eisdecken. I-Punkt der Überquerung
waren Büßerschneefelder etwa auf der Passhöhe. Wir fuhren als erste
über den Pass und hörten daher erst, als wir wieder unten angekommen
waren, dass dreien unserer Fahrzeugen wegen Reifen- bzw. Getriebeschaden
geholfen werden musste. Unser "Panzer", ein geländegängiges
Riesen-LKW-Wohnmobil eines Teilnehmers, konnte eines der Fahrzeuge den
Pass hinauf schleppen, hinunter ging's dann wieder vorsichtig aus
eigener Kraft. Zum Glück hat unser "Knuffi" (so Karola) auch
diese Fahrt gut überstanden. Zur
Belohnung für die überstandene schwierige Etappe gab es in Vicuña
unten im Tal des Rio Elqui einen freien Tag. Maxi vergnügte sich bei
gut 33° C ohne Unterlass im Schwimmbecken des Stellplatzes. Wir
bemühten uns, den Staub aus dem Hausauto zu bekommen, der bei der Fahrt
auf der Piste über den Pass auch durch die kleinsten Ritzen
eingedrungen war. Am Abend erwartete uns ein neuer Höhepunkt: Der
Besuch des Observatoriums Mamalluca. Nach einer allgemeinen Einführung
in die Grundzüge der Astronomie beobachteten wir durch ein Teleskop
einen Sternhaufen und den Jupiter. Am klaren Sternhimmel über der
Station sahen wir das Kreuz des Südens (vier große und ein kleiner
Stern) und erfuhren, dass zu Zeiten ohne GPS derjenige, der sich auf das
ähnlich aussehende falsche Kreuz des Südens (ohne kleinen Stern)
bezog, "verloren war". Immer wieder ließ unser
"astronomischer Guide" durchblicken, wie neidisch er (und
seine südhemisphärischen Kollegen) auf uns Nordhemisphärische
sei - denn wir haben am Nordpunkt des Sternen-Himmels den Polarstern,
während der Südpunkt des Sternen-Himmels leer ist und erst mit
Hilfe einer Messung vom Kreuz des Südens aus bestimmt werden kann. Nun
ja. Maxi machte alles ziemlich tapfer mit, aber kurz vor dem Blick durch
das Teleskop Richtung Jupiter schlief er ein.... Übrigens:
In der vergangenen Woche gab es in Chile zwei weithin spürbare
Erdbeben, eines um Temuco und eines um La Serena. Beide verliefen ohne
Schäden und ohne Resonanz in der öffentlichen Berichterstattung. Der
eine oder die andere unserer Gruppe hat eines oder beide Erdbeben
gespürt, wir drei haben von beiden nichts bemerkt.
Wir grüßen herzlich die Daheimgebliebenen!
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