Unsere Südamerika-Reise 2010/2011

9. Bericht - 27. Dezember 2010

Heute sind wir in Santiago de Chile. 

Leider sind seit dem 8. und diesem Bericht eine ganze Menge Tage ins südamerikanische Land gegangen, aber wir hatten lange keinen Internet-Anschluss, und die Fahrt mit dem Laptop in die nächste Stadt wäre doch sehr umständlich geworden. So bitten wir um Verzeihung, dass es diesmal etwas länger dauerte. Berichtenswertes gibt es allemal.

Da war zunächst auf der Fahrt zum Lago Llanquihue der Besuch im Museo Colonial Aleman in Frutillar. Es zeigt anhand von großen (ganzen Häusern) und kleinen Exponaten (Einrichtungen von Zimmern, bis zum Essbesteck), ergänzt durch informative Hinweise die Geschichte der deutschen Besiedlung der Region um den Llanquihuesee. Es war für uns ungewöhnlich, als Deutsche ein Museum zu besuchen, das Deutschen gewidmet ist. Aber es gab genug zu staunen, wie die deutschen Einwanderer von Mitte bis Ende des 19. Jh. den Wald (radikal) rodeten und sich landwirtschaftliche Flächen schufen, die heute mit ihren Produkten ganz Chile beliefern. Insbesondere Milchwirtschaft steht heute im Mittelpunkt, und in Osorno sind die großen Verarbeitungsbetriebe ansässig. Leider war der den See beherrschende Vulkan Osorno zunächst hinter Wolken verborgen. 

Auch am nächsten Tag sahen wir von dem mächtigen Vulkan erst mal nur die unteren Hänge. Trotzdem fuhren wir auf der gut befahrbaren Straße hinauf bis zur Schneegrenze. Es ging durch große Lavafelder, und die Aufschlüsse am Straßenrand zeigten Wechsellagerungen von mächtigen Basalt- und Tuffschichten mit neu gebildeten Bodenhorizonten. Aber oben: Wolken allüberall. Als wir dann mittags wieder bergab fuhren, lichtete sich die Wolkendecke, und wir sahen durch Wolkenlücken zum ersten Mal auch die oberen schneeweißen Hänge des Vulkans. Und dann ging es sehr schnell: Als wir wieder unten angekommen waren, erstrahlte der Osorno in seiner ganzen vulkanischen Majestät - ein unvergleichlicher Anblick für uns. Die Anzahl der Photos, die wir - auch Maxi -  "geschossen" haben, kam sicherlich an die von Guanakos und Pinguinen und Seelöwen heran....

Auf der Fahrt zum Lago Villarrica - wieder nach Norden - haben wir uns von der vorgesehenen Route entfernt und einen Abstecher nach Valdivia gemacht. Nach einem Gang über den Fischmarkt - mächtige Seelöwen am Ufer des Rio Calle Calle fressen die Schlachtreste der Fische, die ihnen die Fischhändler zuwerfen - besuchten wir das Geographische Institut der Universidad Austral, konnten mit Herrn Professor Huber sprechen und ein paar Erinnerungen an Prof. Weischet austauschen, der das Geographische Institut dort gegründet hat. Herr Huber erzählte uns, dass es Herr Weischet war, der am Tage des katastrophalen Erdbebens 1960 in Valdivia den erschütterten Institutsangehören erst einmal Mut gemacht hat, indem er in einem großen Topf eine kräftigende Suppe für alle zubereitete.  Nach einem Abstecher in den wunderschönen Botanischen Garten der Universität fuhren wir weiter auf den Stellplatz am Lago Villarrica zwischen den Orten Villarrica und Pucón, auf dem wir den Heiligen Abend verleben würden.

Aber zunächst stand wieder ein Vulkan im Mittelpunkt: Der Vulkan Villarrica, rund 2900 m hoch. Wir hatten uns zu einem Rundflug über den Vulkan angemeldet, und am nächsten Tag sollte er stattfinden. Würde das Wetter mitmachen? Es machte. Und so erlebten wir bei prächtigem Sommerwetter einen abenteuerlichen Flug mit einer einmotorigen Cessna um den Krater des rauchenden Vulkans. In der Ferne grüßten andere Vulkane, die als weiße Kegel den Anden aufgesetzt erscheinen. Das war ein großartiges Weihnachtsgeschenk, das wir uns gemacht haben.

Aber der Heilige Abend kam ja erst am übernächsten Tag. Das Wetter hatte sich ein wenig eingetrübt, und gleich musste man die Heizung im Hausauto wieder anstellen. Maxi fand inzwischen immer mehr den Kontakt zu den anderen in der Gruppe, und zeitweise sahen wir ihn gar nicht mehr, weil er unsere Mitreisenden gut unterhielt. Gegen Abend half er beim Holzsammeln, denn wir wollten ein Lagerfeuer am See machen. Jedes Fahrzeug steuerte zum geselligen Beisammensein einen Salat bei, einer hatte einen großen Grillrost, der über das Feuer gestellt wurde, und so konnte das weihnachtliche Schmausen am See beginnen. Maxi immer am Feuer. Höhepunkt war die Bescherung in Form eines "Wichtelns". Maxi war - mit weiß-roter Fellmütze - Helfer des Weihnachtsmannes, allerdings nur so lange, bis unser Wichtelgeschenk aufgerufen wurde. Der Bitte des Weihnachtsmannes, eine Gegenleistung in Form eines Gedichts oder eines Liedes zu erbringen, entsprach er grandios. Er sagte das Gedicht von den vier Kerzen am Adventskranz mutig auf, das so endet: "Und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt!" Der Applaus war ihm sicher, und das große Paket, das er erhielt, ließ er erst einmal gar nicht mehr los.... Im Hausauto gab es dann später noch eine besondere Bescherung. Papa und Mama hatten das Hausauto weihnachtlich geschmückt mit (Kunststoff-)Tannengirlanden und einer Lichterkette. Es gab allerhand Geschenke, am schönsten war die schnaufende und pfeifende Thomas-Eisenbahn. 

Am 1. Weihnachtsfeiertag musste alles wieder abgebaut werden, denn es ging ja weiter. Nach einer Zwischenübernachtung erreichten wir am 2. Weihnachtsfeiertag (der hier nicht begangen wird - aber es war ja Sonntag, also ohnehin Feiertag - Santiago de Chile. Wir hatten den Sommer nun richtig eingeholt, das Thermometer zeigte 32 Grad, und das war die Temperatur draußen und auch im Hausauto. Südliche - hier müsste man sagen: nördliche - Sonne brannte vom blauen Himmel. Erst der nächste frühe  Morgen brachte etwas Abkühlung auf ca. 15 Grad draußen. 

Wir begannen unsere Stadtbesichtigung und erlebten bei heißem Sommerwetter eine lebensvolle, prall mit Menschen und Autos gefüllte chilenische Hauptstadt. Zum Glück ging es am Nachmittag mit der Bergbahn auf den etwas kühleren und windigen Cerro San Christobal, von dem aus wir einen großartigen Überblick über die dynamische Riesenstadt im zentralen Längstal Chiles hatten. Obwohl es scheint, dass nirgendwo weitere Menschen oder Autos oder Gebäude hinpassen, sieht man doch überall Baukräne und Baustellen, die auf weiteres Wachstum hinweisen. 

 

Wir grüßen herzlich die Daheimgebliebenen! 

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