Unsere Südamerika-Reise 2010/2011
5. Bericht - 20. November 2010
Wir sind...
...seit drei Tagen in der
südlichsten Stadt der Welt Ushuaia (nach argentinischer Lesart - Chile
beansprucht gleiches für die am anderen Ufer des Beagle-Kanal gelegene
Stadt Puerto Williams). Es ist ein typischer südamerikanischer
Schachbrett-Grundriss-Ort mit ziemlich ungeregelter Bebauung, viele
Wellblechhäuser, auch Blockhäuser, aber auch hohe Wohnblocks.
Aber kein "Wolkenkratzer". Die Stadt wächst offensichtlich,
und die Ursache ist der zunehmende Fremdenverkehr. Schon heute im
November wimmelt die Stadt geradezu von Touristen aller Art, mit und
ohne Rucksack, alt und jung. Im Sommer sollen hier täglich
Kreuzfahrtschiffe anlegen, die dann in die Antarktis weiter fahren. Im
Hafen liegt zur Zeit ein russisches Forschungsschiff, das für die Fahrt
in die Antarktis ausgerüstet wird. Der nördlichste Punkt der
Antarktischen Halbinsel ist von Ushuaia "nur" 1000 km
entfernt, weniger als die Entfernung von allen anderen Kontinenten zur
Antarktis. Die argentinische Armee ist hier wie auch an anderen
strategisch wichtigen Orten Feuerlands präsent, denn die von
Argentinien beanspruchten Malwinas/Falkland-Inseln sind einen
"Katzensprung" entfernt im Atlantik. Der Flughafen von Ushuaia
heißt "Malvinas Argentina". Aber das ist ein anderes, für
Argentinien und für das Vereinigte Königreich nicht ganz so
ruhmreiches Kapitel...
Ein anderes weniger ruhmreiches Kapitel ist das
Schicksal der indigenen Völker hier in Feuerland. Einen bedeutenden
Anteil an der Gering(st)schätzung der Indianer hatte seinerzeit der
junge Charles Darwin - er war völlig ahnungslos über die Menschen, die
hier lebten, äußerte sich aber ohne zu bedenken in schlimmster Weise
über sie. Inzwischen gibt es kaum noch Nachkommen der Ureinwohner.
Einer der ersten europäischen Einwanderer wandte sich den Indianern zu,
lernte ihre Sprache und sammelte sie in einem Wörterbuch. Er stellte
fest, dass die Sprache des indianischen Volkes weitaus nuancenreicher
war als europäische Sprachen. Das Wörterbuch ist vorhanden, aber die
Menschen, die die Sprache sprechen, sind ausgestorben.
Wir sehen hier
aber hier die Landschaft, und die Umgebung von Ushuaia ist herrlich.
Berge, nur so hoch wie die im Schwarzwald, bilden die Kulisse, vor der
die Stadt liegt, und sie sind trotz der geringen Höhe alpinotyp und
schneebedeckt. Dabei befinden wir uns erst auf 54°50' S - etwa der
Breitenkreislage von Hamburg auf der Nordhalbkugel. Das Wetter macht uns
viel Freude, anstatt des befürchteten und gewöhnlichen Wetters mit
Sturm und Regen sehen wir viel blauen Himmel, und der Wind legt sich
über den Tag hinweg zeitweise sogar ganz, richtig stürmisch ist es
(noch) nicht geworden.
Wir grüßen herzlich die Daheimgebliebenen! Bilder
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